07 Feb
07Feb

Lange habe ich hier nichts geschrieben, aber das möchte ich jetzt wieder ändern. 

Und zwar möchte ich über eine Krankheit berichten, die ich sehr gut kenne. Und auch hier zu mehr Verständnis betroffener Menschen beitragen. 

Die bipolare Störung - oder wie sie früher einmal genannt wurde: manisch-depressive Störung ist eine Krankheit, die zweischneidig ist und für das Umfeld sehr schwer zu verstehen. 

Warum heißt die Krankheit so, wie sie heißt? Es ist wirklich eine Krankheit, bei der die Betroffenen mehrere Phasen durchleben. Es beginnt oft unscheinbar. Man fühlt sich leistungsfähig, glaubt, dass man alles schaffen kann, wenn man nur will und es geht einem gut. Zu gut. Leider. 

Aber die Einsicht, dass es "zu gut" geht, gibt es meist nicht. Betroffene sind daher oft schwer zum Arztbesuch zu bewegen. 

Dabei kann die Phase der "Überdrehtheit" dazu führen, dass man sich völlig verausgabt, sich die Nächte "um die Ohren" schlägt, aber wenn man genauer hinsieht, ist alles sprunghaft und nicht von guter Qualität. 

Am besten ist es, VOR Auftreten dieser Hochphase (Manie) mit dem Betroffenen zu besprechen, was getan werden muss, um bei Auftreten der Hochphase zum Arztbesuch zu bewegen. Das kann man aber natürlich nur, wenn die Krankheit schon einmal aufgetreten ist und man als Angehöriger mit dem Betroffenen in guten Zeiten darüber spricht, was vereinbart wird, wenn erneut eine Hochphase auftritt.

Denn die Hochphase kann genauso abprupt enden, wie sie aufzutreten schien. 

Und dann folgt der "Absturz" in ein tiefes Loch der Depression. Mit Auswirkungen, die das Umfeld wiederum fordern. Keine Energie mehr, sehr traurige Momente, weinerliche Stimmung, keine "Lust" mehr auf Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben. Zurückziehen, allein sein wollen. 

DAS sind die beiden Gesichter dieser Krankheit. Was kann helfen?

Das Verständnis des Umfelds für die Erkrankung. Den Menschen, den man kennt, trotz allem so zu behandeln, wie in Zeiten, als die Störung noch nicht aufgetreten war. 

Es gibt verschiedene Formen der Störung: Es können Krankheitsphasen auftreten, die dann durch Behandlung wieder verschwinden und es kann - mit medikamentöser Unterstützung - ein weitgehend normales Leben geführt werden. Also: es wird versucht, mit Therapie und Medikamenten die guten Zeiten zwischen zwei Krankheitsphasen aus zu dehnen.

Oder es gibt die Form, dass von der Krankheitsphase nach Abklingen der Beschwerden Reste der Krankheit zurück bleiben. Und mit jeder neuen Episode kann es leider passieren, dass mehr Reste zurück bleiben. Mittels Therapie und medikamentöser Unterstützung ist aber auch hier möglich, ein Leben zu führen, in dem eventuell zwar Betreuung nötig wird, aber dennoch die Möglichkeit besteht, weiter möglichst "normal" zu leben. 

Die letzte Form, die ich hier beschreiben möchte, ist die der "Rapid Cycler". Hier folgen Hochphasen und Tiefphasen in stetigem Wechsel. Dies ist für die Betroffenen selbst schwer zu ertragen. Dennoch sollte hier ebenfalls unbedingt versucht werden, zu behandeln. 

Meist startet die Behandlung aller drei Formen in einer psychiatrischen Akutklinik. Hier wird der Betroffene zunächst medikamentös "eingestellt". Das bedeutet, es wird nach Medikamenten gesucht, die dem Betroffenen gut helfen und die die Höhen und Tiefen der Krankheit ziemlich gut ausgleichen. 

Zudem wird es Psychoedukation geben. Der Erkrankte lernt, was die Kennzeichen eines sich ankündigenden neuen Schubs der Störung sind. 

Außerdem gibt es Konzentrationsübungen, um das Denken zu testen und zu verhelfen, dass es wieder möglich wird, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Zum Beispiel auf das Lesen eines Textes oder Buchs.

In Ergotherapie wird geschaut, dass der Betroffene wieder leichte "Arbeitsbelastung" aushält. Es werden verschiedene künstlerische Gestaltungsarten angeboten. In weiteren Phasen der Ergotherapie kann dies bis zur Arbeitstherapie gehen, die Belastungen eines leichten Arbeitsalltags simuliert. 

In fortführender Behandlunng kann in einer Reha-Klinik eine berufsbezogene Belastungserprobung durchgeführt werden, an die sich dann eine Wiedereingliederung in den zuvor ausgeübten Beruf anschließen kann.

Wichtig ist auch, dass der/die Betroffene eine Gesprächstherapie (Psychotherapie) in Anspruch nimmt. Hier ist besonders die Verhaltenstherapoe empfehlenswert. In den Sitzungen kann besprochen werden, wie man sich in bestimmten Situationen gefühlt hat und wie man sich verhalten kann, um sich in derselben Situation besser zu fühlen und somit weniger Stress zu haben. 

Denn das ist das Hauptproblem. Betroffene sollten immer den eigenen Stress-Level im Blick haben und sich nicht überfordern. Des weiteren ist auch das Führen eines Stimmungstagebuchs empfehlenswert. Hier gibt es verschiedene Apps fürs Smartphone. Wer mag, kann das Stimmungstagebuch aber auch ganz klassisch in Papierform führen. Mit dem Tagebuch soll aufgezeigt werden, wenn die Stimmung wieder sehr in die Höhe schnellt oder zu sehr in die Tiefe. Es können Aktivitäten gesehen werden, die einem gut getan haben und die man dann wieder ausüben kann, damit es einem besser geht. 

Alles in Allem kann man sagen, dass diese Erkrankung für die/den Bettroffene(n) schwer ist, weil oft die Krankheitseinsicht in Hochphasen fehlt und es dazu kommen kann, dass die Medikamente weggelassen werden, die jedoch dafür wichtig sind, dass die Krankheit nicht wieder ausbricht. 

Es kann versucht werden, die Dosis der Medikamente zu reduzieren oder auszuschleichen, aber dies sollte immer in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Psychiater gemacht werden. 

Für Angehörige ist es oft auch schwierig, da sie den liebgewordenen Menschen in einer solchen Krankheit begleiten müssen, was ihnen sehr viel abverlangen kann. Angehörige sollten hier schauen, dass sie sich Zeit für eigene Ruhepausen und für das eigene Wohlergehen nehmen. 

Jedoch sollten wir froh darüber sein, dass die Erkrankung gut behandelbar ist und dass es heute dazu ausgefeilte Medikamente gibt, die es vor längerer Zeit nicht gab.




Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.