In der Kindheit liegen oft die Ursachen für psychische Erkrankungen. Lernen Sie, als Eltern eines psychisch erkrankten Kindes, wie Ihnen diese Erkenntnis weiterhelfen kann.
Meine Erfahrung in Gesprächen mit psychisch erkrankten Menschen ist, dass die Ursache von diesen psychischen Problemen oft in der Kindheit schlummern.
Es gibt die unterschiedlichsten Vorfälle und Erlebnisse, die uns ein Leben lang prägen und verfolgen. Und als Kind können wir noch nicht so reflektiert damit umgehen, wie wir dies als Erwachsene können.
Beispiele für solche Vorfälle und Erlebnisse, die später eine psychische Erkrankung auslösen können sind:
- schwerwiegende Erkrankung eines Elternteils oder beider Eltern
- einschneidendes, negatives Erlebnis
- Trennung der Eltern
- Drogenmißbrauch durch einen Elternteil
- schwerwiegende charakterliche Eigenschaften der Eltern oder eines Elternteils (z. B. Narzissmus)
Was kann nun getan werden, wenn man erkennt, dass die Ursache der psychischen Beschwerden in der Kindheit liegen?
In einer Therapie lässt sich dies gut verarbeiten und aufarbeiten. Aber auch in Gesprächen mit Verwandten oder Geschwistern wird es leichter. Die Erkenntnis, dass die psychischen Beschwerden in der Kindheit liegen, erleichtert zudem die Annahme der psychischen Erkrankung.
Mir fällt auf, dass meine aktuelle Situation nicht grundlos über mich hereingebrochen ist. Mir wird bewusst, dass ich nichts falsch gemacht habe. Ich kann nichts für meine Vergangenheit und ich sollte sie auch ruhen lassen können. Das ständige Grübeln, was denn geschehen wäre, wenn ich als Kind so oder anders gehandelt hätte, bringt mir heute nichts mehr. Weil ich es nicht mehr ändern kann.
Ein Ansatz in der Therapie ist die "innere Kind" - Arbeit. In diesem Ansatz arbeite ich als Betroffener mit dem Therapeut / der Therapeut:in zusammen und stelle mir vor, dass in meinem Inneren immer noch das kleine Kind von damals steckt.
Ich beginne, beispielsweise zu fragen:
"Wie geht es Dir?" oder "Warum bist Du grade so traurig und verletzt?"
Und indem ich Antworten auf solche Fragen finde, versuche ich, meinem inneren Kind Mut und Trost zuzusprechen und mich so letztenendes mit der schlimmen Situation in der Kindheit zu versöhnen.
Das Fazit für Sie als Eltern eines psychisch erkrankten Kindes:
Wenn Ihr Kind psychisch erkranken sollte: analysieren Sie mit dem Arzt oder Therapeuten einmal die zurück liegende Kindheit. Vielleicht treffen Sie auf einen Punkt, der die psychische Störung im hier und jetzt ausgelöst haben könnte. Damit haben Sie eine Möglichkeit, die psychische Krankheit Ihres Kindes besser zu verstehen.
Und sich eventuell sogar mit Ihrem Kind auf die Suche zu machen und gemeinsam zu erkennen, welches Erlebnis oder welche Prägung in der Kindheit und/oder Jugend zu dieser psychischen Störung geführt hat.
Versuchen Sie so, Ihr Kind immer besser zu verstehen.
Seien Sie einfühlsam. Zeigen Sie, dass Sie Ihr Kind und seine psychischen Probleme ernst nehmen. Und sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind die professionelle Hilfe erfährt, die es dringend braucht.
Es lohnt sich!